Kundenmanagement

Was ist Kundenmanagement?

Kundenmanagement ist ein Instrument aus der Betriebswirtschaft. Es hat das Ziel, die Kundenorientierung eines Unternehmens zu verbessern. Dies geschieht vor allem durch eine kundenorientierte Ausrichtung der Aktivitäten, die Pflege von Kundenbeziehungen (CRM) und die Steigerung der Kundenbindung.

Inhaltsverzeichnis
    Add a header to begin generating the table of contents
    Lesedauer: 6:09 min

    Warum ist Kundenmanagement wichtig?

    Gute Beziehungen zu Kunden sichern die Profitabilität und somit den Fortbestand von Unternehmen. Da die Gewinnung von Neukunden weitaus höhere Kosten verursacht als die Reaktivierung von Bestandskunden, ist Kundenmanagement außerdem ein Ansatz zur Senkung der Vertriebskosten (Cost per Acquisition bzw. CPA). 

    Welche Ziele hat das Kundenmanagement?

    • Kundenorientierte Ausrichtung des Unternehmens
    • Steigerung der Kundenzufriedenheit
    • Stabilisierung gefährdeter Kundenbeziehungen (Verhinderung von Abwanderung)
    • Erhöhung der Kundenbindung

    Übergeordnetes Ziel ist es letztlich, den Kundenwert (Englisch: Customer Lifetime Value, kurz CLV) zu maximieren. Es handelt sich dabei um den Deckungsbeitrag, den ein Kunde über sein gesamtes „Kundenleben“ generiert.

    Theorie des Kundenmanagements: Die vier K

    Die 4 K des Kundenmanagements stehen für:

    • Kundenorientierung
    • Kundenzufriedenheit
    • Kundenbindung
    • Kundenwert

    Die vier Bausteine bauen aufeinander auf. So führt eine stärkere Kundenorientierungzu einer höheren Kundenzufriedenheit. Daraus resultiert wiederum eine längere und engere Kundenbindung. Im Laufe der Zeit steigt somit der Umsatz je Kunde. Es entsteht ein höherer Kundenwert.

    Betrachten wir die „vier K“ im Folgenden etwas genauer.

    Kundenorientierung

    Kundenorientierung beginnt mit professionellem Informationsmanagement. Hierzu zählen vor allem die Erfassung, Dokumentation und Analyse von Kundenwünschen durch die Mitarbeiter im Vertrieb, Marketing und Service. Ihre Wirkung entfaltet die Kundenorientierung jedoch erst, wenn die vorliegenden Informationen in die Gestaltung von Produkten und Dienstleistungen einfließen – etwa in Form bedarfsgerechter Produkte, individuell passender Dienstleistungen, reibungsloser Geschäftsabläufe und hervorragendem Kundenservice.

    In der Praxis wird zur Steigerung der Kundenorientierung ein CRM-System (Customer Relationship Management System) genutzt. Es dient der zentralen Dokumentation aller wichtigen Kundeninformationen inklusive Kontakthistorie und Kundenfeedback. All diese Daten werden in einem definierten Prozess an die zuständigen Fachbereiche wie die Entwicklung, das Produkt-Management, den Vertrieb, den Kundenservice oder die Buchhaltung weitergeleitet, um noch besser auf die Kundenerwartungen eingehen zu können.

    Mit diesen Maßnahmen lässt sich die Kundenorientierung steigern:

    • Implementierung und aktive Nutzung einer geeigneten CRM-Software
    • Prozess zum Handling von Kundenfeedback definieren
    • Persönliche und individuell passende Kundenansprache
    • Kunden regelmäßig mit neuesten Informationen versorgen
    • Kundenfreundlich kommunizieren
    • Anliegen schnell bearbeiten

    Kundenzufriedenheit

    Je besser die Erwartungen eines Kunden erfüllt werden, desto zufriedener ist er. Sind Erwartung und Leistung deckungsgleich, entsteht ein hohes Maß an Kundenzufriedenheit. Übertrifft die Leistung sogar die Kundenerwartung, so wird der Kunde langfristig an das Unternehmen gebunden und empfiehlt es zudem weiter.

    Inwiefern Kunden zufrieden sind, können Unternehmen abfragen und messen. Eine gängige Kennzahl ist hierbei der sogenannte Net Promoter Score (NPS), welcher teils auch Promotorenüberhang genannt wird. Zur Ermittlung wird Kunden folgende Frage gestellt: „Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie Unternehmen X oder Marke Y einem Freund oder Kollegen weiterempfehlen werden?“. Die Bewertung erfolgt auf einer Skala von 1 bis 10. Das Ergebnis kann wie folgt interpretiert werden:

    • 0 bis 6: negative Antwort
    • 7 bis 8: indifferent
    • 9 bis 10: aktive Promoter

    Idealerweise werden im Anschluss die „aktiven Promoter“ näher analysiert. Denn bei ihnen macht das Unternehmen offensichtlich alles richtig. Zudem kann der NPS regelmäßig erneut erhoben werden, um Veränderungen nachvollziehen zu können.

    Diese Maßnahmen führen zu einer besseren Kundenzufriedenheit:

    • Kundenorientierung erhöhen
    • NPS regelmäßig messen und Ergebnisse analysieren
    • Prozesse, Produkte und Services auf Grundlage der Ergebnisse optimieren
    • Bei Abwanderung oder Kündigung nachhaken und Gründe evaluieren

    Kundenbindung

    Vereinfacht ausgedrückt ist Kundenbindung der Versuch, Neukunden in Stammkunden umzuwandeln. Hierbei kommen psychologische, technische und juristische Werkzeuge zum Einsatz:

    Art der Kundenbindung Erläuterung und Beispiele
    Psychologische Kundenbindung preisliche Anreize (z. B. Cashback-Programme, Bonusmeilen), Stärkung der Identifikation mit einer Marke oder einem Produkt (z. B. Kunden zu „Fans“ auf Social Media machen)
    Technische Kundenbindung Abhängigkeit von Ersatzteilen schaffen, Werkstattbindung, Lock-in-Effekt (Erschweren des Wechsels zu anderen Anbietern)
    Juristische Kundenbindung Verträge mit bestimmten Laufzeiten, Kündigungsfristen

    Kunden in eine (technische oder juristische) Abhängigkeit zu zwingen, sollte nicht der bevorzugte Weg sein. Zwar existieren einige Produkte und Services, deren Bereitstellung sich nicht rechnet, wenn Kunden sie nicht für eine bestimmte Mindestdauer nutzen. In diesem Fall sollte das aber transparent dargelegt werden.

    Empfehlenswerte Maßnahmen für eine stärkere Kundenbindung sind die folgenden:

    • Kundenorientierung und Kundenzufriedenheit erhöhen
    • Durch Service und Qualität überzeugen, Zwangsbindung unterlassen
    • Stammkunden für ihre Treue belohnen
    • Weiterempfehlungen honorieren

    Kundenwert

    Der Kundenwert beschreibt, welchen Wertbeitrag ein einzelner Kunde für ein Unternehmen leistet. Entstanden ist diese Kennzahl, da bei Weitem nicht alle Kunden profitabel sind. „Profitabel“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Umsatz mit einem Kunden alle kundenbezogenen Kosten (z. B. Akquise, Materialaufwand, Personalaufwand) übersteigt.

    In der Praxis nutzt das Kundenmanagement den Deckungsbeitrag pro Kunde oder den sogenannten Customer-Lifetime-Value (CLV), um den durchschnittlichen Kundenwert zu messen. Aufgrund dieser Durchschnittswerte lässt sich abschätzen, welche Maßnahmen überhaupt lohnenswert sind, um Kunden zu gewinnen oder zu halten. Für ein differenzierteres Bild kann darüber hinaus eine Kundensegmentierung vorgenommen werden. Gängig ist eine Einteilung nach Umsatzstärke in A-, B- und C-Kunden.

    So können Unternehmen den Kundenwert steigern:

    • Kundenorientierung, Kundenzufriedenheit und Kundenbindung erhöhen
    • Produkte und Dienstleistungen mit schwachen Margen einstellen (sofern nicht an anderer Stelle umsatzrelevant)
    • Anreize für eine nachhaltige, lange Geschäftsbeziehung setzen
    • Mehr Warmakquise durchführen (Reaktivierung von Bestandskunden)

    Wer den Kundenwert maximiert, hat das Ziel eines erfolgreichen Kundenmanagements erreicht.

    Welche Voraussetzungen müssen für ein erfolgreiches Kundenmanagement erfüllt sein?

    Ein erfolgreiches Kundenmanagement besteht in der Praxis aus mehreren Bausteinen:

    • Gute Organisation: sinnvolle, auf die Kundenbedürfnisse abgestimmte Prozesse
    • Geschwindigkeit: schnelle Bearbeitung von Kundenanliegen, transparentes Informieren zum aktuellen Bearbeitungsstand
    • Teamarbeit: partnerschaftliche Zusammenarbeit der Mitarbeiter in den Bereichen Vertrieb, Marketing und Service mit dem Ziel, bestmögliche Ergebnisse für die Kunden zu realisieren
    • CRM-Software (Customer Relationship Management Software)

    Da die CRM-Software von besonders wichtiger Bedeutung ist, betrachten wir sie im folgenden Abschnitt etwas genauer.

    Welche Rolle spielt Kundenmanagement-Software (CRM-Software) für Unternehmen?

    Professionelles Kundenmanagement lässt sich heute ohne Software-Unterstützung kaum noch realisieren. In der Praxis kommt zu diesem Zweck CRM-Software (Customer Relationship Management Software) zum Einsatz. Es handelt sich dabei um Systeme, die weitaus mehr leisten als die reine Verwaltung von Stammdaten wie Namen, Adressen, Telefonnummern und Ansprechpartnern. Ein CRM-System ist dafür ausgelegt, die gesamte Kundenbeziehung transparent abzubilden und zu verbessern. Dafür stellen sie eine ganze Reihe von Funktionen für den Kundenlebenszyklus bereit. Die wichtigsten sind folgende:

    Modul / Funktionsbaustein Zweck und Beispiele
    Kunden- und Kontaktmanagement Kontakte anlegen und verwalten
    Lead-Management Qualifizierte Kontakte von Marketing an den Vertrieb übergeben
    Chancen-Management Priorisierung von Potenzialen für die Umwandlung von Interessenten zu Kunden
    Kampagnen-Management Gezielte Ansprache der Kunden über verschiedene Marketing-Kanäle, basierend auf den CRM-Informationen
    Kundenbindung Mithilfe einer Kommunikationshistorie schnell und individuell auf Kundenwünsche reagieren
    Reklamationen und Service Support- und Helpdesk-Funktionen (nicht in jedem CRM-System vorhanden)
    Terminmanagement Zukünftige Kundentermine verwalten, Terminhistorie einsehen

    Spannende Beiträge rund um Unternehmertum, ERP, Buchhaltung, CRM und Software:

    Autor Ertan Özdil
    Autor dieses Artikels ist , CEO, Gründer und Gesellschafter des Cloud ERP-Anbieters weclapp.